Teil 3

Von Orosei nach Porto Cervo

 

28. April bis 10. Mai

 

 

Heute Morgen wehte ein leichter warmer Wind aus Südost in die Orosei Bucht.

Ich legte 10 Uhr ab und paddelte sofort auf Punta Nera und dann auf Punta Ginepro zu.

Größtenteils ging es an felsigen Küsten vorbei. Es gab rotes, gelbes und auch wie hier schwarzes Basaltgestein.

 

Kurz nach Mittag steuerte ich vor dem Ginepro Kap auf einen weißen Strand zu. Ich landete weich auf einem feinen Sandstrand und meinte auf einer Südseeinsel gestrandet zu sein. Mit einem Kissen unter dem Kopf legte ich mich in den warmen Sand und schloss die Augen.

 

Von den rötlichen Felsen am Ende der Bucht kam ein Schweizer Ehepaar mittleren Alters auf mich zu. Sie blieben am Boot stehen und sahen es sich genauer an. Ich ging zu ihnen und sie befragten mich nach meiner Reise. Fernweh und die Sehnsucht nach Freiheit klang durch alle ihre Worte.

 

Zum Schluss noch ein Spaziergang durch einen wunderbar duftenden Pinienhain, von dem aus ich auch die andere Seite der Bucht sah, doch dann legte ich ab und paddelte um das Kap.

 

Ich paddelte noch lange an vielen Sand- und Felsküsten vorbei, bis ich ca. 4km vor dem Leuchtfeuer von Capo Comino zwischen Algenanschwemmungen einen kleinen Sandstrand entdeckte.

 

Es ging mittlerweile auf 18 Uhr zu und wurde Zeit ein Nachtlager zu finden. Zudem zogen von Nordost dunkle Wolken auf. 50 m vom Boot landeinwärts fand ich eine schöne Stelle für mein Zelt. Auch wenn ich viel schleppen musste, aber hier fühlte ich mich vor dem Anstieg des Meeres sicher.


Am nächsten Morgen ca. 8 Uhr hatte ich mein Boot nach viel Rennerei gepackt und wollte es ins Wasser ziehen.  Es war auch schon fast ganz im Wasser, als der Strick am Ziehknauf riss und ich unvermittelt rückwärts bis zum Hals ins Wasser fiel.  Eine schöne Bescherung dachte ich und musste mehr lachen als weinen.

Nass wie ich war stieg ich trotzdem ins Boot und paddelte sofort los, vorbei an dem Leuchtturm am Capo Comino, dessen Strahlen ich schon in der Nacht über das Wasser huschen sah.

Nach dem Capo Comino zwängelte ich mich die Felsküste entlang durch die Ruja-Inseln und nahm dann Kurs auf das Kap von Santa Lucia.
Auf der Vorbeifahrt an der Küste fiel mir ein weißes, ödes Felsmassiv auf, das ich leider nicht eindeutig identifizieren konnte, mich aber gereizt hatte einmal zu bewandern.

 

Doch nun nahm Santa Lucia meine ganze Aufmerksamkeit gefangen. Die kleine Stadt lag hinter einer hohen Küstenmauer an dessen nördlichem Ende ein Torre aufragte.

 

Ich legte in der kleinen Bucht hinter dem Torre an.

 

Wie es aussah, war Santa Lucia ein rein touristischer Ort. Direkt an meiner Bucht lag ein Restaurant, das ich sofort aufsuchte und mir einen Capucino und eine Pizza Mare bestellte.

Als ich sah, dass ich in dieser vornehmen Gegend nicht am Strand zelten konnte und der Campingplatz, übrigens der erste, der schon geöffnet hatte, zu weit vom Strand entfernt lag, entschloss ich mich, das Auto von Orosei nachzuholen. Das war sehr naheliegend, denn es gab in der Nähe des Strandes eine Bushaltestelle, an der bereits eine halbe Stunde später ein Bus nach Orosei fuhr.

Unglaublich, 1,5 Stunden später saß ich in Orosei in meinem Auto und fuhr zum Campingplatz in Santa Lucia. Die Camping- Wirtin machte mir einen guten Preis und sagte, ich könne campen wo Platz sei.

Erstaunlicherweise standen überall im Pinienwald große Wohnmobile herum, sogenannte „Camper“.  Ich fand eine Lücke zwischen Bäumen und Campern und stellte mich dort schlicht hin. Eine dicke Frau machte mich darauf aufmerksam, dass ich hier nicht parken darf, weil da nur Wohnmobile stehen dürften. Ich klärte sie auf, dass der Skoda mein Wohnmobil sei. Da rümpfte sie leicht die Nase und verschwand. Ich aber holte meinen Faltstuhl heraus und das Tischlein, setzte mich an mein Auto und trank ein Bier. Diese Nacht verbrachte ich hier, aber begeistert war ich nicht.

Schon morgens 6 Uhr verließ ich den Campingplatz. Gar nicht auszumalen wie es ausgesehen hätte, wenn ich zwischen all den riesigen Campern ein Zelt aufgebaut hätte.

 

Ich fuhr zum Strand, um mein Boot zu sehen, denn der auffrischende Nordost hatte mich etwas unruhig gemacht.
Die Sorge war nicht unbegründet. Der Wasserspiegel war angestiegen und die Wellen schlugen an mein Boot. „Hier muss ich weg, sonst sitze ich in der Falle.“

 

Gedacht, getan paddelte ich das Boot in die westliche Bucht von Santa Lucia. Obwohl es regnete hatte mir der winzige Paddelausflug Spaß gemacht. Du hättest gleich die ganze Bucht bis Caletta paddeln sollen, ging es mir durch den Kopf.

Heute war die ganze Landschaft regenverhangen und die Wolken fegten dicht über das Meer.

Also entschloss ich mich zu einem Waldspaziergang in Küstennähe.

Anschließend ging ich ins Sa Corte um zu Mittag zu essen.

 

Ein italienisches Manü besteht mindestens aus 4 Gängen plus Wein und Kaffee.

Ich nahm nicht das ganze Menü, sondern nur einen Teil des Menüs, nämlich frisch gebratenen Thunfisch, medium, mit gemischtem Salat. Es hat köstlich geschmeckt.

 

Am 1. Mai gegen 6 Uhr morgens wurde ich unruhig, ob mein Boot noch am Strand sicher war.
7 Uhr fuhr nach Santa Lucia zu der Bucht, wo mein Boot lag. Mit einem Blick sah ich, dass sich die Situation gefährlich geändert hatte. Ein kräftiger Nordost wehte in die Bucht und hatte vor meinem Boot Seetang aufgetürmt.
In der Sorge, der Wind könne noch steifer werden und das Boot unter dem Tang begraben werden, hievte ich mein Boot unter vollem Krafteinsatz an eine freie Strandstelle. Der Entschluss stand fest. Ich wollte aus diesem Inferno raus und nach La Caletta  an die Südmauer der Marina paddeln. Ich erhoffte mir, dort ein ruhigeres Stück Strand zu finden.

Ich kam tatsächlich durch die Brandung, die zwar das Boot überrollte, aber nicht umkippte. Das Manöver war haarscharf kalkuliert und nun paddelte ich gegen den Wind auf La Caletta zu.

Doch je mehr ich mich La Caletta näherte, desto stärker wurde der Wind und desto ruppiger die See . Immer höhere Wellen und Gischt kamen auf mich zu. Da das Vorschiff durch die Wellen angehoben wurde, schäumte die Gischt nur bis zu meiner Paddelschürze. Nichts desto trotz kam ich immer langsamer voran. An der Einfahrt zur Marina versuchte ich um das Hafeneck herum zu kommen und gab das Letzte. Immer noch war ich in dem Glauben, am Ende der Nordmauer ein wenig nachlassenden Wind zu finden. Tatsächlich schaffte ich es nicht hinter dieser Mauer Schutz zu finden . Im Gegenteil hinter der Hafenmauer wütete der Nord-Wind noch stärker.

Ich merkte, dass ich auf die Dauer nicht gegen den Wind an kam. Daher entschloss ich mich, wieder zurück zu paddeln um auf dem Strand mitten in La Calette anzulanden. Das Manöver war mit Sicherheit waghalsig, aber was blieb mir anders übrig.

 

Ehe ich mich versah raste ich auf den Strand zu. Erst jetzt bekam ich mit, wie hoch die Brandung am Strand tatsächlich war. Unmöglich, hier wirst du von der Brandung auf den Strand geschmettert, ging es mir blitzschnell durch den Kopf.
In buchstäblich letzter Sekunde konnte ich das Boot wenden und schräg in die auf mich zu rollende Welle hinein stoßen. Jetzt wurde das Vorschiff aber nicht mehr angehoben, sondern stach direkt in die anrollende Welle. Ich war gefasst was passieren würde und sah der Welle, die mich gleich überrollen würde, ins Auge. Das Paddel krampfte ich fest in der Hand und hielt es in die Höhe.
Die Welle schäumte über mich hinweg und ehe ich mich versah  paddelte ich in der zurück weichenden See einige wilde Schläge und schon wurde ich wieder überrollt. Aber das Boot hatte Speed und so stach ich auch noch in die 3. und 4. Welle und kam so aus der unmittelbaren Gefahrenzone.

Das Bild zeigt die Brandung einen Tag später. Gestern war die Brandung 3 mal so hoch.

 

Mit äußerster Kraft paddelte ich auf das Ende einer Mauer zu, von der ich schon bald erkannte, das ein Teil eines toten kanalisierten Flusses war. Die wilde Brandung  rollte auch hier hinein, aber sie schlug nicht auf einen Strand sondern rollte im Wasser des Flusses allmählich aus und der Spuk war vorbei. 

 

Gerettet, sagte ich mir im Stillen, obwohl ich durch meine Brille kaum sehen  konnte, was ich nun machen musste. Ich paddelte einfach zwischen den Betonwänden des Flusses weiter.

 

Schon nach kurzer Zeit umgab mich eine andere Welt.

 

Blühende Büsche, weit aufragende Bäume und dichte Moorgrasbüschel umgaben mich. Als ich unter einer Straßenbrücke durchpaddeln musste, bekam ich zum ersten mal Zweifel ob ich hier überhaupt an Land kommen könne.

 

Aber wegen der starken Brandung konnte ich auch nicht ins Meer zurück paddeln. Als ich merkte, dass es auch im Fluss kein Vorankommen mehr und keine Austiegsmöglichkeit gab, da war mir klar, dass ich in der Falle saß. Koste was es wolle, musste ich einen Ausstieg bei der Straßenbrücke versuchen.

 

Akrobatisch kletterte ich aus dem Boot und passte auf, dass ich im Schlamm nicht zu tief einsank. Dann angelte ich mir den wasserdichten Packsack mit der Wechselwäsche und zog meine klitschnassen Sachen aus. Welch eine Wohltat, ich zog die trockenen Sachen an, machte das Boot fest und kletterte dann über einen steilen Hang und fast undurchdringliches Gebüsch zur Straße hinauf. Hungrig und frierend ging ich nun auf den Straßen ca. 7 km nach Santa Lucia wo mein Auto stand. Der Himmel war bedrohlich dunkel und der Wind war kalt und drang durch meine nasse Kleidung.

Nach 2 Stunden, ca. 16 Uhr erreichte ich mein Auto in Santa Lucia und fuhr gleich nach La Caletta zurück.

 

In La Caletta, das sah ich nun, gab es auf der Hauptstraße ein Fest zum 1. Mai. Ich hoffte darauf, hier etwas zum Essen zu finden, vielleicht eine Imbissbude wie in Deutschland, doch so etwas gab es hier nicht. Die Leute tranken Bier, Wein oder Cafe, unterhielten sich und lachten und scherzten miteinander.

Hier fährt eine riesige Motoradschlange mit lautem Geknatter durch die Stadt.

Ich fotografierte, machte ein Video und genoss die feiertägliche Stimmung.

 

Es dunkelte schon, als ich wieder in den Wald bei Santa Lucia fuhr, um dort zu übernachten.


Bereits 8 Uhr morgens fuhr ich zu verschiedenen Stränden, um die aufgewühlte See, sowie Wind und Böen besser einschätzen zu können. Kurzes Fazit: überall hohe Brandung, aufgewühlte See mit hohen Wellen und schäumender Gischt! Der Wind war kalt mit Windstärke 5 bis 6, der Himmel bedeckt mit dicken Wolken die über die See flogen.

Meine Tour konnte ich nicht fortsetzen. Als nächstes wollte ich wissen, ob mit meinem Boot alles in Ordnung war. Zwar hatte ich es vertäut, aber der Rumpf schwamm im Wasser und so war ich schon neugierig, ob der Wasserspiegel gestiegen oder gefallen war.

Unter die Brücke zu gelangen, war nicht so einfach. Von der Straße aus musste man erst einen Zaun überwinden. Dahinter versperrte trockenes und dorniges Gestrüpp den Weg. Last not least führte nur ein steiler Hang die letzten Meter zur Unterführung. Schon allein den Zaun zu überwinden, war ohne gesehen zu werden fast unmöglich.

Das Boot lag friedlich im Wasser und war auch von oben bestens geschützt, sodass ich mich wieder entfernen konnte. Zerkratzt und mit Blessuren, aber zufrieden ging ich zum Auto zurück.

 

6 Uhr Morgens! Die Sonne geht blutrot am Horizont auf. Das Meer hatte sich beruhigt und der Wind war eingeschlafen.
Heute muss ich das Boot unter der Brücke wegbringen und zum Strand paddeln.

Nach vielen Mühen gelangte ich endlich zerkratzt zu meinem Boot und paddelte aus dem toten Fluss zum Strand hinaus, wo ich das Boot freiräumen und das Wasser aus dem Boot schöpfen konnte. Zelt und alle nassen Sachen hängte ich zum Trockenen über die Steine. Jetzt packte mich der alte Unternehmungsgeist. Auch wenn der Wind wieder rauher wurde, so wollte ich doch morgen früh meine Tour Richtung Olbia fortsetzen.

 

Besuch des Torre di San Giovanny

Meine Badeschuhe auf der Bank vor der Kirche San Giovanni.

Busuch der kleinen Bergstadt Posada

 

In Budoni regnete es.

Heute will ich ein Stück weiter kommen. Naheliegendes Ziel ist der Strand von Posada. Die Sonne schien, doch der Wind war stärker als erwartet.

 

 Schon 9.30 Uhr landete ich bei strahlend blauem Himmel nahe Punta Orvili.

 

Am Strand war ich allein. Um mich herum dufteten die Pinien und die Macchia blühte. Ich setzte mich in den Sand und schaute der Brandung zu. Ein leichter Wind umfächelte mich. Nach all den aufregenden Tagen genoss ich die Sonne, Ruhe und die herrliche Natur.

 

Ein kleiner Spaziergang um das Kap Orvili zeigte mir, dass sich die Felsküste fortsetzte und dass hier ein schärferer Wind wehte.

 

Gegen 18 Uhr brate ich mir ein paar Schinkenscheiben und aß dazu dunkles Brot. 

 

Ein bischen zu salzig, aber sonst ok.

 

Ein blutroter Sonnenaufgang 6 Uhr morgens. Eine schwache Brandung plätscherte an den Strand und es regte sich kein Lüftchen.

Mein Ziel für heute war, Olbia einen entscheidenden Schritt näher zu kommen.

 

Mein Weg nach Norden führte diesmal an unzähligen Buchten vorbei.

 

Gegen 12 Uhr mittags peilte ich eine Bucht ein paar Strich nördlicher als Capo Coda Cavallo an. Es war die Bucht Baia Salinedda.

 

Eine wunderschöne weiße Bucht an einer blauen See. Ich war begeistert, legte an dem feinen Sandstrand an  und  gönnte mir eine Rast von einer guten Stunde.

 

Fast hätte ich hier Robinson gespielt, wenn mich nicht eine innere Stimme gewarnt hätte, dass ich das ideale Wetter weiterhin für meine Reise nutzen sollte.

 

Feiner weißer Sand und duftende Pinien

 

Weiter geht es um die Halbinsel und das Kap Coda Cavallo herum.

 

Leider unterlief mir ein kleiner Fehler. Ich umrundete nicht nur das Kap sondern auch die Proratora Insel. Als ich nach Umrundung zurück schaute erkannte ich eine wunderschöne Bucht mit ankernden Yachten

Da paddelte ich hinein und stieß auf einen Sandstrand mit einem vorgelagerten Kiesstreifen. Dieses ganze Manöver hatte mich viel Zeit gekostet, sodass ich beschloss, hier auch für die Nacht zu bleiben.

 

Noch war ich allein, aber eine Stunde später kam eine Männerrunde, die hier baden wollten.

 

Sie interessierten sich stark für mein Boot.

 

Und so freundeten wir uns an.

 

Es kam auch noch eine junge Frau mit Baby und baute für ihr Kind eine Strandmuschel auf. Dann nahm sie den Winzling auf die Schulter und plantschte mit ihm etwas weiter weg im Wasser.


Wie der Zufall es will, suchte ausgerechnet jetzt eine Böe den Strand heim und hob die Strandmuschel in die Höhe hinauf. Aber plötzlich taumelte das zeltartige Gebilde und drohte in die Bucht zu fallen. Ich sprang ins Wasser und fing die Muschel auf, bevor sie auf dem Wasser landete. Das hatte die junge Frau gesehen und als ich das halbe Zelt auf den Strand brachte, war sie überglücklich und befestigte es im Sand. Später kam noch der Mann dazu und die beiden wurden nicht müde mir für die Geistesgegenwart zu danken. Als es auf den Abend zuging kam die ganze Familie nochmals und befragte mich ausführlichst nach meiner Reise.

 

Als es dunkel wurde schalteten die Yachten ihre Toplichter an. Ich setzte mich in meinen Stuhl genoss den warmen Wind schaute zu wie der Vollmond über den Yachten immer höher stieg.
Bevor ich mich zur Nachtruhe begab spannte ich noch mein Überzelt über das innere auf und hatte eine angenehme Nacht.

 

Morgens 6.30 legte ich ab und paddelte auf Kap Ceraso zu. Das wagte ich aus der Entfernung nur, weil die See ruhig war und kein Wind wehte. Aber diese Peilung war trotzdem ein wenig irreführend, denn von der Insel Tavolara reichte sichelförmig die Bucht Spalmatore ins Meer, die in ihrer Mitte den Blick zum Capo Ceraso frei ließ und damit den Eindruck erweckte, es gäbe dort eine direkte freie Durchfahrt zum Kap.

 Es machte keine große Mühe die Bucht zu umfahren und so paddelte ich unbeirrt auf das Capo Ceraso zu.
Kaum hatte ich das Kap einigermaßen umrundet, da sah ich nahe des Kaps Figari vom Golf von Aranci ein riesengroßes Fährschiff wie ich es mir nur für Olbia vorstellen konnte. Also zog ich fälschlicherweise den Schluss, dass es sich wohl um Olbia handeln musste und peilte nun den Ort Pitzulongu an, in dem Glauben damit südlich von Olbia zu liegen.

 

 

 

Der Badestrand von Pizulongu.

 

Ich paddelte kräftig und erreichte um Mittag herum den Badestrand Mare Bados der in unmittelbarer Nähe von Pitzulongu liegt. Der Barkeeper, der mein Anlegemanöver am Strand beobachtet hatte, kam sofort auf mein Boot zu und so konnte ich ihn fragen, wo ich mich befinde. „Mare Bados“ sagte er und ich  fragte, wo Olbia liege. Zu meiner Überraschung zeigte er in die entgegengesetzte Richtung, die ich erwartet hatte. Ein Blick auf die Karte genügte und ich musste die Wirklichkeit akzeptieren.

Dieser Umstand erwies sich als glücklich, denn ich hatte auf die Weise fast einen Tag gewonnen.

Nun machte ich aus der Not eine Tugend, erkundigte mich nach der Verkehrsanbindung nach Olbia und saß nach 20 Minuten schon im Bus und fur auf die Hauptstadt zu. Nochmals eine ¾ Stunde weiter fuhr mich ein weiterer Bus nach La Caletta. 16 Uhr saß ich in meinem Auto und fuhr zurück nach Mare Bados.

Heute Morgen sehr früh aufgestanden und diesen ungewöhnlichen Mond über dem Strand von Mare Bados fotografiert.

 Ich packte mein Boot und fast wäre ich auch hinaus gepaddelt, wenn nicht der Barkeeper aus dem Pavilion gestürzt wäre und mir sagte, dass ich nicht hinaus könne, der Wind sei zu stark. Ich schaute auf das Meer und musste ihm Recht geben. Es war auch schon gut über die Mittagszeit hinaus.

Also nutzte ich die Gelegenheit und erkundete mit dem Auto den schönen Golf von Aranci.

 

Die Hafenstadt am Ende des Golfes und auch der blaue Golf selbst mit all den malerischen Häusern und mit den hohen Berge, die Stadt und Golf von See her schützten, das war alles sehr malerisch. Und deswegen war der Golf von Aranci ja auch so berühmt.

Palmen an der Hafenpromenade von Baja Cadinas, bestätigen das Flair des Südens.

 

Im Fischerhafen liegen auch Seelentöter

Hier Blick in den westlichen Teil des Golfes von Aranci.

 

Rote Häuser unter blauem Himmel an der blauen See.

 

Wolken über der Insel Tavolara, gesehen von Mare Bados aus.

 

Heute Abend statte ich dem Barkeeper noch einen letzten Besuch ab und bestelle einen Aperol- Drink. Bei ihm und der Mannschaft habe ich mich immer wohl gefühlt.

 

Heute morgen ist die See nicht ganz so glatt wie ich gehofft hatte. Aber der Wind war eingeschlafen. Eine gute Voraussetzung schnell voranzukommen. Doch der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt und das konnte Wetterwechsel bedeuten.

 

Die Bucht von Aranci überquert.

9 Uhr runde ich das Kap Figari. Es kommt ein leiser Wind auf, der sich jedoch stetig verstärkt. Jetzt paddle ich von Kap zu Kap, dh. als nächstes auf das Punta Canigione zu.

 

Auch den Golf von Marinella fahre ich nicht aus, sondern steuere direkt auf Punta de la Volpe zu.

 

 

Hinter Punta Volpe gab es einen hübschen Strand. Hier ging ich an Land. Das wurde höchste Zeit, denn ich wurde müde und fing an zu träumen, während ich paddelte. Da ich anfangs nicht sicher war, wo ich angelandet war, machte ich einen kleinen Spaziergang in die angeschlossene Siedlung. Es war die vornehme Residenz La Volpe. Kostbare Häuser mit überladenden Gärten und Schranken und Verbotsschilder wo man hin schaute.

 

Auf dem Kap ein Haus angebaut an einen Torre. Immer wieder waren kostbare Villen an die Smeralda-Küste gebaut-

 

Es kamen auch vornehm tuende Badelustige an die Costa Smeralda. Aber als sie mich sahen, taten sie pikiert und hätten mich am liebsten des Strandes verwiesen. Da sie das nicht konnten, verließen sie selber den Strand. Ich hatte meine Ruhe und die Gelegenheit auch mal die Augen zu schließen.

Gegen 14 Uhr hatte ich mich weitgehend erholt und steuerte nun 45° NW auf die Costa Smeralda zu.

 

Schon von Ferne sah ich den weißen Strand einer geschützten Bucht. Es war die Bucht Cala Petra Ruia.

 

Da ich nun wirklich der Einzige auf dem langen Strand war, baute ich hier  mein Zelt schon 16 Uhr unter Bäumen am Strand auf. Das Wetter schien mir unsicher zu sein, ich rechnete sogar mir Regen, und war froh weiter vom Strand weg zu sein. Das Boot zerrte ich auf eine höhere Sandebene und sicherte es mit doppelter Leine. Da war ich nun endlich an der Costa Smeralda, dieser weltweit berühmten Strandküste.

 Zur Feier des Tages kochte ich mir eine Nudelsuppe, die ich mit einer dicken Pilzsoße veredelte. Als Fleisch schnitt ich einige Scheiben von meiner italienischen Wurst hinein. Es hat köstlich geschmeckt.

 

Ich wachte nachts von dem lauten Rauschen der Brandung auf. Hatte ich geträumt ? Nein! Im Dunklen sah ich vorsichtshalber nach meinem Boot. Obwohl ich es weit auf den trockenen Strand gezogen hatte, rollte die Brandung bis zu meinem Boot und das Wasser spritzte sogar hinein. Also rackert ich mich nachts ab und hievte mein Boot noch weiter den Strand hinauf.

 

6 Uhr aufgestanden und festgestellt, dass sich das Meer wieder zurückgezogen hatte, auch wenn die Ausläufer der Brandung noch hoch genug waren. Der Wind hatte nachgelassen und die See war ruhig. Heute wollte ich versuchen noch um das Capo Ferro herum zu paddeln.

Aus der Ferne leuchtete mir das Kap Ferro mit seiner vorgelagerten Insel entgegen. Ich legte mich ins Zeug, erhöhte die Schlagzahl und wollte unbedingt um das Kap herum. Auffällig war, dass ich dem Kap nicht näher kam. Bremste mich eine Meeresströmung aus oder täuschte ich mich in der Entfernung, ich weiß es nicht.
Jedenfalls hatte ich schon 4 Stunden gepaddelt und da ich obendrein gegen einen Nordwest-Wind angehen musste, schien es mir geraten die nächste Bucht anzusteuern und erst einmal eine Pause zu machen.

 

Die kleine Bucht, die ich ansteuerte, stellte sich als die vornehme Marina Porto Cervo heraus. Es gab keinen Fischerhafen und auch kleine Segelboote suchte ich vergebens, dafür lagen hier große Luxus Motorboote. Ich selbst landete hier an einem kleinen vorgelagerten Sandstrand an.

Wenn es auch hier auf Grund der phantastisch geschützten Lage, weder Schwell noch Brandung gab, so spürte ich, dass der Wind gewaltig aufgefrischt hatte. Ein Blick auf die Wetterkarte meines Handys zeigte mir Starkwind und Regen für die gesamten nächsten 5 Tage an. Da fasste ich den Entschluss, hier in Porto Cervo meine Tour zu beenden.

 

Also war es das Beste mein Auto von Mare Bados zu holen und alle Vorbereitungen zu treffen, das Boot abzubauen und alles reisefähig zu verpacken. Als ich hier in der Nähe von Olbia morgens aufwachte, wurde ich durch Handyanrufe geweckt. Jetzt fiel es mir ein. Ach ja, ich hatte doch heute Geburtstag! Es kamen viele Glückwünsche per SMS und Anrufe. Ich war sehr gerührt.

Zum Feiern war keine Gelegenheit. Ich musste zurück nach Porto Cervo zu meinem Boot und alles säubern, schleppen und reisefertig im Auto verpacken.

 

Von diesem kleinen Strand musste das Boot erst einmal 80 m zur Straße gebracht werden, wo ich mein Auto geparkt hatte. Junge Leute, die einen Karren zogen, zögerten nicht und halfen mir freundlicherweise bei dem Transport.

 

Ich machte mich sofort an die Arbeit.  Das Boot wurde auseinander gebaut und gesäubert. Das Auto musste ausgeräumt werden und Boot und Packsäcke neu verstaut werden. 17 Uhr hatte ich alles ohne jede Pause gepackt . Jetzt überkam mich eine große Ruhe und ich feierte meinen Geburtstag mit einer Flasche Bier.

Nun hatte ich auch Zeit, mir die Halbinsel genauer anzuschauen.

Ein kleines malerisches Dorf in der Nähe des Leuchtturmes.

 

Dee Leuchtturm, der auf militärischem Sperrgebiet liegt. Leider konnte ich mich ihm nicht nähern.

 

Bevorzugte Wohnlage mit herrlichem Ausblick auf das Meer.

Cala di Fare, ein Strand auf der Westseite der Halbinsel bekam ich aus gewisser Entfernung doch zu Gesicht. Leider war es kein natürlicher Strand, wo ich vielleicht mein Zelt hätte aufbauen können.

 

Den nächsten Tag spreche ich bei Grimaldi Lines in Olbia vor. Ich wolle meine Rückfahrt nach Livorno vorziehen. "Kein Problem, die nächste Fähre legt 10.30 Uhr ab. " Ich bin begeistert, zahle 30 EUR und erreiche gegen 21Uhr Livorno. Am nächsten Tag 11 Uhr trudle ich in Markdorf ein.

Eine abenteuerliche und herausfordernde Paddeltour an der Ostküste Sardiniens, voller wunderschöner Naturerlebnisse war zu Ende gegangen.

Die herrlichen zum Teil weißen Sandstrände mit dem türkiesgrünen Wasser werden mir ewig in Erinnerung bleiben.

Doch ich möchte noch einen Punkt erwähnen und herausheben: Ich bin auf meiner langen Tour entlang der Felsen und schönsten kilometerlangen Stränden nicht auf irgendeinen Fetzen Müll gestoßen. Nicht das kleinste bischen habe ich gesehen.

Dass es so etwas noch gibt, war für mich ein Quell tiefer Freude.

Vielen Danke Sardinien!

 

Ende

 

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